Margret Sautter Raumentfaltung

Die wunderbare Goldvermehrung – vom Goldbarren zum Blattgold

Früher gab es noch kein Blattgold, als Gold noch Tausch- und Zahlungsmittel war. Da waren die Kultgegenstände tatsächlich aus massivem Gold. Gold, aber auch Silber, wurden gern als Körperschmuck getragen, als Fäden in Textilien eingewoben und natürlich wurden Waffen mit Gold verziert. Doch da Gold sehr selten, wertvoll und beliebt ist und war, kam man bald darauf Gold nicht allein in massiver Form zu verarbeiten. Man wollte Gegenstände wie echtes Gold aussehen lassen, musste aber Material sparen. Wie erreichte man das?

Blattgold ins Vergoldeheft einlegen

Pergamentpapier bestauben

Warum Blattgold?

Die besondere Eigenschaft des Goldes ist seine leichte Formbarkeit. Und so kam es zur beliebtesten und schönsten Entwicklung in der Goldverarbeitung. Die Herstellung des Blattgoldes. Aus dem Schmiedehandwerk bildete sich die Goldschmiedekunst, und aus ihr die Goldschlägerkunst heraus. Je dünner das Blattgold geschlagen wurde, desto preiswerter konnte es bezogen werden.  Und das war bedeutsam, wegen der hohen Nachfrage.

Metallwalze

In der Blattgoldherstellung wird das Metall zu langen Bahnen gewalzt.

Und so wird Blattgold hergestellt

Das Gold wird bei einer Temperatur von 1250°C zu Barren gegossen. Nun wird das Metall vom Goldschläger zu langen Bändern gewalzt. Sind sie papierdünn werden sie in Quadrate geschnitten. 1000 Blatt Gold kommen nun, durch Trägerpapiere getrennt, unter den Hammer. Maschinell werden die Goldpakete geschlagen, bis die Goldblättchen sich über die Pergamentfläche von 16 x 16 cm ausgebreitet haben.  Nun werden die Blätter geviertelt und zwischen, die mit Talkum bestäubte Papiere gelegt. Früher waren es Goldschlägerhäutchen aus dem Blinddarm von Ochsen. Sie waren noch dünner als Pergament, aber dafür widerstandsfähiger. Heute wird hauptsächlich mit Pergamentpapier in unterschiedlichen Sorten gearbeitet. Dann werden die neuen Pakete weiter geschlagen. Diese Feinarbeit geschieht noch heute mit dem Hammer. Als letzter Arbeitsschritt werden die Blättchen von Hand auf das gewohnte Blattgoldformat von 8 x 8 cm zugeschnitten und in die Vergolderheftchen eingelegt. Zur Handarbeit gehört außerdem die sorgsame Prüfung der Qualität von jedem Blatt.

Goldblättchen und Pergamentpapier

Mitarbeiterin legt die Goldblättchen zwischen Pergamentpapier.

Alternative zum Blattgold?

Je mehr die Menschen ihre hauptsächlich sakralen Räume mit Gold ausstatten wollten, je mehr wurden auch  bestimmte Teile mit preiswertem Gold- und Silberimitationen verziert.

Heute gibt es Kompositionsgold (Schlagmetall) und unechtes Blattsilber für die Imitationstechniken. Im Mittelalter war dass das sogenannte Zwischengold. Hierzu wurden jeweils ein Silberblatt und ein Goldblatt zusammen geschlagen und somit untrennbar miteinander verbunden. Dieses Gold hatte durch die Silberunterlage eine hellere Tönung und es war nicht oxidationsbeständig. Deswegen war es nur für Objekte im Innenraum geeignet, die anschließend mit einer Lüstertechnik oder Lacken überzogen werden sollten.

Viel früher als Blattgold stellte man schon Goldpulver her. Mit dem konnte man auch ganze Gegenstände überziehen und wie Gold wirken lassen. Goldpulver diente aber in erster Linie zur Herstellung goldfarbener Mosaikteilchen und Emails, die vor allem im byzantinischen Zeitalter in der Gestaltung sakraler Bauwerke eine große Bedeutung hatten.

Hier habe ich einen anschaulichen Film über die Blattgoldherstellung gefunden, so wie ich es auch bei der Erstellung dieses Artikels vor Ort in der Goldschlägerei Gerstendörfer recherchiert hatte.

Pergamentpapier in der Blattgoldherstellung

Pergamentpapier in der Blattgoldherstellung

 

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